Michelle Reznicek
Das Gefühl von Weihnachten

Alles schläft, einsam wacht,
Heut ist der 25 Dezember. Es ist Weihnachtstag. Viele werden dieses Jahr, diesen Tag wohl etwas anders verbringen als sonst. Weihnachtsfeiern werden ausfallen, oder sie werden seltsam steif sein.
Wer von euch, wird heute eigentlich Zeit haben meinen Blog zu lesen? Ich weiss nicht. Doch da ich meinen Blog gerne schreibe, schreibe ich auch heute einen Beitrag – einen Beitrag zu Weihnachten. Und ich hoffe Ihr verzeiht mir meine Sentimentalität, doch heute ich euch ein klein bisschen Weihnachtsstimmung mitgeben.
Weihnachten ist für mich noch immer einer der schönsten Feiertage im Jahr. Es spielt keine Rolle welche Religion man verflogt, welches Alter man gerade hat, und weicherem Land man angehört. Es ist einfach ein schöner Feiertag, und eine schöne Sitte, Lichter in der Dunkelheit aufzustellen und zu gemahnen Nächstenliebe und Wärme zu verbreiten, andere zu beschenken und gut zu essen.
Weihnachtstag
Wenn man des Winters, in der Nacht durch die Strassen geht, dann kann es gut sein, dass man zu meinen beginnt, man sei der letzte Mensch der noch wach ist. Alles scheint friedlich. Alle scheinen heimgekehrt. Ganz allein scheint man noch auf der Welt zu sein. Und fast kommt man sich einsam vor und der Weg nachhause viel zu weit.
Manchmal scheint mir, als wäre die Erinnerungen näher in dieser Zeit. Liegt so viel Erinnerung darin oder gibt die Abwesenheit von Natur so viel Raum dazu? Kein Weihnachten vergeht, an dem ich mich nicht an frühere Zeiten erinnere. An meine Schulzeit, an Plätzchen backen, an Winterspaziergänge und vergangene Feste. Sie ist immer ganz besondere Zeit, diese Weihnachtszeit.
Wenn es Winter wird, dann schliesst die Dunkelheit uns langsam ein. Sie kommt immer näher, bis zu unseren Türen. Sie blickt schliesslich durch unsere Fenster hinein, hinein in unsere Leben.
Und es wird ganz still.
Der Winter hat eine eigentümliche Stille. Eine Stille die fast andächtig wirkt. Manchmal fragte ich mich, ob es wohl die Abwesenheit von Vogelstimmen und rauschenden Blättern ist. Ob der Wind anders klingt?
Als wären alles in dichte Daunen gehüllt. Ebenso wie das Leben der Pflanzen in die schützende Erdschicht.
Efeu, Tannen und Stechpalmen – sie sind immergrüne Pflanzen. Sie sind grün, noch unter dichtem Schnee.
Schnee. Es ist als wenn Flocke um Flocke, Stille um Stille verbreiten würde. Bis alles verschwindet unter dem dichten weissen Flaum. Die Welt ist eine andere, wenn Schnee liegt.
Dann ist alles Still. Es könnte man Stille hören, mit jeder weissen Fender wird sie lauter.
Die Flocken streiften die Haut, fast wie Federn so zart. Und jede einzelne ist ein Wunder, Niemals habe ich es versäumt, die ersten Flocken ganz genau auf meinen Kleidern zu betrachten um jenen perfekten kleinen Eisstern zu sehen. Jeder ein so mystisches Kunstwerk, das nur in Sekunden vergeht und in der Masse völlig verschwindet.
Ich liebe Mandarinen. Seit ich ein kleines Mädchen war. Ich liebe ihren Duft, der ganz plötzlich in unsere Gesellschaft ein kehrt, wenn der Winter naht. Überall kann man ihren Duft riechen, hat auch nur einer eine zu schälen begonnen.
Die Wälder haben sich verändert. Als wäre das Grün des Sommers und die Farbenpracht des Herbstes nie gewesen. Der Wald selbst schein geisterhaft. Doch wenn der Frost ihn überfällt, so erscheint das Blätterkleid auf einmal in Weiss und Kristall, als hätte man das verzauberte Reich einer Schneekönigin betreten.
Das laute Knirschen des Schnees, wenn man dann durch den Wald spanziert. Es erinnert mich an meine Kindheit auf dem Schulweg. Es erinnert mich an den «Samichlaus» der uns im Klassenzimmer besuchte, an den «Räbelirchli Umzug».
Ich denke an den Baum, den Christbaum, an süssen Zimtduft des Glühweines auf der Strasse, an den Geruch nach Schnee. Und ich versinke im Tragtraum des Nussknackers, in der Musik die mich in einem vergessenen Zuhause willkommen heisst.
Und schliesslich: die Lichter.
Die tausenderleih Lichter, die nie im Jahr so schön sind, wie in der Dunkelheit und der Kälte des Winters.
Niemals erscheint die Welt so schön und kitschig zugleich, wie wenn kleine goldene Sterne in den Fenstern hängen, bunte Christbaumkugeln Feuerschein widerspiegeln und Lichterketten, die Weg des späten Heimkehrers, von der Kälte der Nacht, in die Wärme des Hauses, erhellt.
Dieses Jahr ist Weihnachten vielleicht etwas anderes, aber im Radio laufen Weihnachtslieder, draussen hängt die Weihnachtsbeleuchtung und am Fernseher laufen Weihnachtsfilme in dauerschleife. Und auch der Schnee fällt noch immer, völlig unbedacht von uns und unseren Sorgen.
Und dann sind noch all die Male an die man sich erinnern kann, in denen man zusammen wahr, und wieder zusammen sein wird. Bald schon wird was dieses Jahr uns gebracht hat vergessen sein.
Einmal werden wir wieder alle beisammen sein, und uns an heute, nur noch blass erinnern.
Und nun möchte ich euch, einen wunderschönen Tag wünschen.
Froh Weihnachten.