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  • AutorenbildMichelle Reznicek

Krimi oder Drama?



Okay. Ich gebe es zu. Es ist nicht mehr Freitag. Genaugenommen ist es 3 nach Freitag.

aber dennoch - hier mein Beitrag diese Woche:


Stirnrunzelnd starrte ich auf den Bildschirm. Noch kann ich mich mit nichts davon anfreunden.

Wenig später: ausgedruckt sind sie besser. Ich bin erleichtert. Meine Verlegerin hat mir die Covervorschläge geschickt. Es ist gar nicht einfach zu entscheiden, wie das "ungeborene" Buch aussehen soll. Drückt es auch wirklich das aus, was ich meine und sieht für den Leser dennoch attraktiv aus? Das Dilemma hatte ich ja schon beim Titel. Aus meinem Walter Müller – wurde Skydancer.

Umso länger ich die Bilder anstarrte umso mehr fallen mir Details ins Auge, bei denen sich der Graphiker wohl viel Mühe gegeben hat. Der Mann auf dem zweiten Vorschlag träg ein rotes Einstecktuch und eine rote Fliege. Liebevoll. Denke ich. Vorschlag drei: Zwei Gesichter. Walter Müller und Elias Lee sind gut zu unterscheiden, obwohl nur Schemen. Ich kann nicht sagen was mich daran wirklich stört. Sind es die Farben?

Bild vier. Zwei reale Männer - doch im Gegenlicht. Das vordere Gesicht ist komplett verschwunden. Das hintere zu erahnen. Ein Hauch von Krimi.

Bild fünf. Gefällt mir eigentlich überhaupt nicht. Doch es sind zwei Figuren aus dem gleichen Strich gemalt.

Immer habe ich was auszusetzten. Ich mag türkis nicht, und davon gibt es eine Menge. Es sieht esoterisch aus für mich.

Aber was stört mich eigentlich im Einzelnen? Schwer zu sagen, ob es wirklich die Bilder sind, oder mein hoher Anspruch daran. Das Buch ist mir wichtig. Und es muss stimmen, wenn ich es dann eines Tages in Händen halte und sage: Das ist mein Buch. Und ich auch im Verkauf will danach dahinterstehen können.

Und dann noch der Rückentext. Viel Wichtigeres, gibt es kaum für ein Buch, als sein Umschlag. Er allein entscheidet, welche Leser angesprochen werden, und ob überhaupt. Es ist ein bisschen wie ein Geschenk - das man versucht an seiner Verpackung zu beurteilen. Gut es gibt Geschenke, die ein Laible tragen und schon im Geschäft eingepackt wurden, doch die meisten kann man an ihrer Verpackung noch nicht identifizieren.

Eigentlich geht es nur noch um den Verkauf. Doch zur Abwechslung müssen die äußeren Werte mit den Inneren übereinstimmen. Verspricht das Cover einen Krimi? Man wäre enttäuscht, wenn niemand stirbt. Sieht das Cover aus wie ein alternder Ratgeber? Ich würde jedenfalls einen großen Bogen um das Buch machen.

Sieht es nach Comedy aus? Nichts finde ich ärgerlicher, als das. In den letzten Jahren war ich mehrfach in Filmen die als Komödie angepriesen worden waren, doch einen sehr dramatischen und teils brutalen Inhalt hatten. Das soll nicht heißen, das Rum Diary kein guter Film war - es gab nur nicht wirklich was zu lachen darin.

Der Klappentext ist genauso wichtig. Sofern anderen Menschen Bücher auch so aussuchen wie ich: Bild gefällt - was steht den hinten drauf? Erfahre ich darauf nichts über den Inhalt, sondern nur warum es das beste Buch ist? Es landet umgehend dort, wo es hergekommen ist.

Es ist eine Gratwanderung. und die Sonne (meine persönliche Beziehung zum Buch ist dabei gemeint) blendet mich mächtig dabei.

Was haltet ihr von dem Rückentext:

"Elias Lee!" rief eine Stimme. Mühselig fingen die Rädchen in meinem Hirn an zu rattern. Elias Lee? Wie war mein Name? Ich war doch Walter Müller.

Plötzlich denkt ein jeder, der langweile Bankangestellte, wäre der charmante Elias Lee. Walter versucht alles um die "Verwechslung" aufzuklären, doch nicht will ihm gelingen. Und Elias Lee? Elias Lee der verschwunden ist, bleib hartnäckig allgegenwärtig - und Walter Müller der noch immer da ist, bleib verschwunden

Auf träumerische Art erzählt Michelle Reznicek die Geschichte von dem farblosen Bankangestellten, Walter Müller und fragt dabei ganz unverblümt: Was wäre, wenn? Was würde in uns stecken, wenn wir nur an uns glauben würden?

Ich sehe wieder mal, dass die Annahme, dass das Buch zu schreiben, der größte Teil der Arbeit ist. Unsinn. Wenn das Buch erst einmal fertig ist fängt es erst an. Dann musst du erst einen Verlag suchen. Dann musst du erst Leute von deinem Werk überzeugen. Dann fängst du erst richtig an zu zweifeln. Die Geschichte ist nur den Teil eines Großen und Ganzen. Einer großen Geschichte. Und deren Ende ist noch lange nicht abzusehen. Und vielleicht seid ihr auch ein Teil davon. Wer weiß.

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