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  • AutorenbildMichelle Reznicek

Wäre das denn so verrückt?

Ihr Lieben: Bald ist es so weit und der nächste Einsendeschluss für einen weiteren Schreibwettbewerb ist da. 12-15 Kurzstorys - obwohl nur 2500 Zeichen, ein ganz schön grosses Projekt.

Und manche davon sind wirklich gut geworden :-) Heute aus dem bunten Strauss der gesammelten Kurzgeschichten lest ihr heute von mir eine, die ich besonders schön fand.


Im übrigen: Wer Lust hat mich zu unterstützen kann gerne auf www.story.one reinschauen und mir Kommentare und Likes da lassen! Kommentare gerne dazu, welche der Storys es unbedingt in meine neue Sammlung schaffen soll. Ich freue mich auf euch! Und jetzt viel Spass beim Lesen!


Wäre das denn so verrückt:


Mit Skepsis blickte ich auf die Tomaten. Es ist Februar. Saison haben die Tomaten hier von April bis Oktober. Trotzdem sind es Tomaten aus «Deutschland":» Die Stauden sind noch an Früchten, um den Geruch zu verbessern, denn die Stauden riechen mehr und frischer als die Tomaten.

Ein Mann, vor dem Regal der Schokolade, gleich hinter mir, fängt an zu summen. Nach einer erfolgreichen Nicht-Entscheidung dreht er sich um – erblickt mich und hört augenblicklich auf zu summen. Verlegen sieht er woanders hin und verlässt eilig den Gang.

Ich muss lächeln und blicke zurück auf das Gemüse.

Warum eigentlich? Denke ich bei mir. Warum hören die Menschen auf zu summen, wenn man sie «erwischt»? Warum ist es überhaupt ein «erwischen?» Es ist zutiefst menschlich. Ein: «Erwischen beim Mensch-Sein», sozusagen. Wie oft habe ich mich schon selbst dabei ertappt, in der Öffentlichkeit zu summen oder zu singen. Und wie oft bin ich auch erschrocken verstummt, wenn ich bemerkte, dass ich «gar nicht alleine war». Aus der Angst heraus? Ja, welcher Angst eigentlich? Weil man mich für verrückt halten könnte, wenn ich einfach in der Öffentlichkeit sänge? Weil nur «Gestörte», «Schizophrene», «Psychos» das tun?

Laut werden im Allgemeinen ist verpönt. Wir sollen alle schön still sein. Wir könnten jemanden stören. Schimpfen – das ist fast noch salonfähiger. Man muss schließlich Missstände aufdecken. Aber Singen, Frohsein? Ein No-Go.

Warum eigentlich? Hat man uns in der Schule einmal zu oft gemahnt, uns anständig zu verhalten? Haben unsere Eltern uns einmal zu oft gesagt, wir sollten gefälligst still sein und uns wie Erwachsene benehmen? Ist es denn so erwachsen, jeden Impuls zu unterdrücken? So erstrebenswert: Einen anderen Menschen nicht anzusehen, um seine Anonymität zu wahren, wenn er uns begegnet: ihn keines Falls zu grüßen, um seine Privatsphäre nicht zu stören und auf keinen Fall zu lächeln, denn das könnte gar ein Gespräch nach sich ziehen. Dann könnte man entdecken, dass der gegenüber auch nur ein Mensch ist und all die gleichen Sorgen und Fragen des Mensch-Seins kennt. Wir sind nicht allein darin.

Wann ist es so viel besser geworden: Höflich zu ignorieren, dass noch andere Menschen auf dem Planeten sind?

Was würde passieren? Wenn wir in der Öffentlichkeit einfach singen? Einfach ein bisschen, wir selber sind. Einfach die großen Kinder, die wir in Wahrheit sind. Wäre das denn so verrückt?


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