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  • AutorenbildMichelle Reznicek

Willkommen bei Tapastories


Vor mehr als einem Jahr habe ich eine Kurzgeschichte geschrieben, zu dem Titel: "Was uns droht." Es war für einen Wettbewerb gedacht, zum Tema: Was in Zukunft mit der Menschheit geschieht - Stichwort Klimawandel, Müll, Krieg etc.


Nun könnt ihr sie bei "Tapastories" lesen. Tapastories ist eine Plattform auf der man gratis Kurzgeschichten und Leseproben hören und lesen kann, dort sind unbekannte bis zu sehr bekannten Autoren vertreten.

Wer Lust hat, kann sich gerne auf der Plattform umschauen. Vielleicht findet ihr etwas das euch gefällt - und ihr könnt mir gerne eine Bewertung da lassen. ;-)

https://www.tapastories.com/stories/was-uns-droht


Hier eine kurze Leseprobe von meinem Text - der Rest wie gesagt auf: Tapastories


PS: Demnächst soll die Story auch in der Anthologie erschienen - für die ich sie geschrieben habe, beim Sarturia Verlag.


Was uns droht


Das goldene Licht flutet alles. Es scheint alles zu verschlingen und in seinem goldenen Glanz verschwindet alles.

Es ist ganz still. Nicht einmal der Wind scheint einen Klang zu haben.

Seit Jahrzehnten schon, ist es so still. Still, denn jede Stimme ist verstummt. Still, als würde alles die Luft anhalten. Stiller, als es jemals in einer Kirche hätte sein können.

Still.

Als würde Frieden herrschen.

Die Sonne steigt über den Horizont und allmählich lässt ihr allumfassendes Strahlen nach und man kann etwas erkennen, hinter dem gleißenden Leuchten.

Die Strahlen tasten über den Boden, über nackte trockene Erde und vertreiben die Schatten. Geröll

und Stein ist über den Grund verteilt. Eine Steinwüste erschafft sich aus der Dunkelheit.

Die Strahlen tasten wie Hände über den Boden, als streichelten sie über die geschundene Erde um zu

fühlen, ob da noch irgendwo ein Herz schlägt.

Alles hier ist aus Sternenstaub. Alles aus demselben. Alles ist aus demselben Staub gemacht. Bevor der Urknall, diese große Explosion, dieses Universum erschaffen hat — waren wir alle eins.

Die Strahlen wandern weiter. Ob sie wohl nach etwas suchen?

Vielleicht erinnern die Strahlen sich an die Pflanzen? Pflanzen die sich im Wind wiegen. Sie erinnern sich, wie es war, wenn Sonnenlicht auf grüne Blätter fällt. Wie es war, wenn Tau von Grashalmen rinnt. Wie es geklungen hat, wenn die Baumkronen rauschen. Wie es ist, im Schatten von Wäldern zu sein. An die Wellen, die der Wind in den Wiesen zeichnete.

Daran wie es war, wenn Sonnenstrahlen durch das Blätterdach und hinunter auf kühle Erde fallen. An das Muster von den Blättern, wenn das Licht durch sie hindurch schimmerte. An die Vielfalt und die vielen tausend Farben, Muster in den Blättern.

Die Sonnenstrahlen fallen durch die Luft, als ob sie sich erinnern wie es ist, wenn Vögel durch den Himmel fliegen. Sie fallen durch die Luft, als ob sie noch wissen wie es ist, wenn die Sonne keine sengenden Flammen wirft, sondern nährende Wärme ist. Wie es ist, wenn Schmetterlinge lautlos durch die Luft flattern. Sie erinnern sich vielleicht daran, wie es ist, vor der Stille, mit Stimmen im Wind.

Das Licht gleitet über das blaue Wasser hinweg, das so still da liegt, als gäbe es keinen Wind. Dampf steigt auf.

Das heiße Wasser scheint fast glanzlos. Ob es sich daran erinnert, wie es war, als es noch kalt war und im Licht des Tages glänzte? Ob es sich noch erinnert, daran, wie es war voller Leben zu sein? Als das Wasser noch lebendig war.

Doch nun ist da nur diese große Stille. Diese große Leere, denn alles was noch durch die Tiefe schwimmt sind Migrosäckchen für fünf Rappen das Stück.

Sie bewegen sich wie Quallen aus Plastik durch die stillen Strömungen der Tiefe, als wären sie auf der Suche nach irgendetwas, oder irgendjemandem, nach den anderen, doch die Stille ist alles, was geblieben ist. Ob sie nach den Fischen suchen? Mit den glitzernden Regenbogenschuppen? Diese tausend-großen Schwärme? Nach den geisterhaften Rochen? Nach Delfinen die in ihren Schulen jagten? Nach jahrhundertealten Walen?

Die Erde ist heiß und trocken vom brennenden Licht der Sonne. Ohne die Ozonschicht gibt es keinen Schutz mehr vor den UV-Strahlen. Der Boden ist ausgebleicht und versengt. Die Erde ist schwarz gefärbt durch die unzähligen Giftstoffe und Relikte einer fernen Vergangenheit.

Die Flüsse die durch das Land zogen, sind ausgetrocknet. Nur noch wage Tuschezeichnungen einstmals blühenden Lebens.

Ob die Erde sich daran erinnert, wie es war, als die Insekten noch durch ihre Tiefen krabbelten?

Wie es war, Leben zu gebären? Wie sich die tiefen Wurzeln der Bäume anfühlten? Wie es war, tausend leise Trippelschritte zu spüren? Von kleinen Mäusen, die durch das Dickicht flohen. Von großen Pranken- von Bären, Wölfen. Von hüpfenden Vögeln, Rehen und huschenden Füchsen?

Wie es war, lebendig zu sein? Doch nun ist sie ganz still. Und all diese einzigartigen Dinge sind vergessen.

Auf der Oberfläche des Meeres treiben Plastikkanister. Die Aufschrift ist noch lesbar. Vorsicht giftig. Nicht in der Nähe von Kindern zu lagern. Wer hätte das gedacht? Und aus dem Plastik dringen Hormone ins Wasser, von der Hitze zersetzt.

Ob sich der Kanister noch erinnert, zu welchem Zweck er einmal gemacht worden war? Ob es noch eine Rolle spielt, nach so vielen Jahren?

Obwohl es schon so lange her ist, die Kanister, die Plastiktüten, die PET-Flaschen — sie sind noch da. Die Hinterlassenschaft. Nichts ist geblieben. Kein Buch, kein Computer, keine Kirchen. Das Statement einer Hochkultur: Müll.

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